Alter Dom Mainz

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    2000 Jahre Baugeschichte

    Die Kirche St. Johannis in Mainz ist eine der ältesten erhaltenen christlichen Kirchen nördlich der Alpen und nach dem Trierer Dom die älteste Bischofskirche Deutschlands. Hier lässt sich für annähernd zwei Jahrtausende menschliches Wirken nachweisen, davon die meiste Zeit im Streben nach und im Dienst für Gott. 

    © gerhard.fleischer - augenmass@me.comMauer mit BodenfragmentMauer mit Bogenfragment

    Auf römischen Mauern

    Die Fundamente des Alten Doms lassen sich bereits in die spätrömische Zeit  (2./3. Jahrhundert) datieren. Von besonderem Interesse ist der Fund einer diagonalen Mauer und von zwei Fragmenten einer Jupitersäule. Archäologen vermuten, dass es sich dabei um ein Jupiterheiligtum gehandelt haben könnte. Diese Vorbebauung wurde abgerissen und zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert durch eine Großarchitektur mit massiven Mauern ersetzt. Die Ausdehnungen nach Norden und Osten sind nicht bekannt, auf der Westmauer steht jedoch noch heute ein Teil der Kirche. 

    Die erste Bischofskirche in Mainz

    Durch Zusammenlegung von Räumen und den Einbau von Pfeilern entstand im 5. oder 6. Jahrhundert ein dreischiffiger Bau in West-Ost-Richtung von 20 Metern Breite und mindestens 27 Metern Länge, dessen Gebäudemittelachse mit der heutigen identisch ist. Dieser Bau kann als die erste Bischofskirche von Mainz angesehen werden, die damit bis in die Spätantike zurückgehen könnte. Ihr wurde um die Mitte des 6. Jahrhunderts von Bischof Sidonius ein Taufhaus (Baptisterium) hinzugefügt, dessen Reste mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Ausgrabungen 2021 lokalisiert werden konnten.

    Kathedrale des Mittelalters

    Der entscheidende Neubau erfolgte im 10. Jahrhundert. Damals wurden die in die Antike zurückreichenden Bauten abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. An den rechteckigen Ostchor schloss sich ein dreischiffiges Langhaus, ein Binnenquerhaus und ein Westchor mit Krypta an. Das Kircheninnere war mit 50 Meter Länge und 29 Meter Breite von imposanter Größe. Noch heute sind Wände aus dieser Bauepoche sichtbar.

    Stiftskirche: Gotik und Spätbarock

    Als 1036 der neue Dom St. Martin geweiht wurde, erfolgte für den Alten Dom St. Johannis die Umwandlung in eine Stiftskirche, die Teil der Kirchengruppe um St. Martin blieb. 

    Im ausgehenden 12. Jahrhundert änderte sich mit der neuen Nutzung die innere Gestaltung. Vor dem Ostchor errichtete man ein metallenes Gitter, vor dem Westchor eine monumentale, über vier Meter hohe Schranke, die mit Stuckfiguren geschmückt war. Ein neuer Fliesenboden wurde in der gesamten Kirche eingezogen. Diese Kacheln kann man heute wieder sehen

    Außerhalb der Kirche entstand der sogenannte Paradiesgang, der den Alten und Neuen Dom verband. Hier befanden sich Stände von Händlern und Handwerkern. Fundstücke wie eine verbrannte Brille, Werkzeuge von Schneidern und Würflern, zeugen davon.

    Abb. 2: Paradiesgang. Rekonstruierte Innenansicht Richtung Dom St. Martin / gegen Osten (© EKHN, Dekanat Mainz, Architectura Virtualis, Darmstadt).

    Im 14. Jahrhundert wurde ein großer Umbau geplant, von dem jedoch nur der gotische Westchor, der noch heute das Erscheinungsbild prägt, umgesetzt worden ist. In spätbarocker Zeit wurde die Kirche im 18. Jh. noch einmal maßgeblich verändert, das Bodenniveau wurde erhöht, die Altäre in den Westchor verlegt und der Turm erhielt ein Zwiebeldach.

    St. Johannis wird evangelisch

    Als im Jahr 1792 französische Revolutionstruppen Mainz besetzten, wurde aus dem Alten Dom St. Johannis ein Strohlager, später ein Militärdepot. Die Nutzung als Kirche war vorerst vorbei.

    Erst 36 Jahre später änderte sich das. Die Johanniskirche wurde 1828 Heimat der ersten evangelischen Kirchengemeinde in Mainz. Ein einschiffiger Gottesdienstraum mit Orgel, zentraler Kanzel und Emporen entstand. Die Seitengebäude wurden als Gemeinde- und Verwaltungsräume genutzt und zum Teil an Geschäfte vermietet. Bis zur Einweihung der neu errichteten Christuskirche blieb der Alte Dom St. Johannis bis 1903 die einzige evangelische Innenstadtkirche in Mainz.

    Juwel des Jugendstils

    1906/07 gestaltete der Architekt Friedrich Pützer den Innenraum im Darmstädter Jugendstil und gemäß dem sogenannten Wiesbadener Programm.  Danach stand die Verkündigung des Evangeliums im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Alle Linien lenkten den Blick nach vorn zu Altar und Kanzel. Aufwändige Malereien der Firma Linnemann schmückten die Wände, goldene Intarsien die Holzvertäfelung. … Varnesi gestaltete die Steinstatue Johannes des Täufers, die prominent über dem Haupteingang thronte. Sie allein blieb aus dieser Epoche erhalten und kann heute am alten Eingang Ecke Schöfferstraße besichtigt werden. Heute ist dieses Juwel des Jugendstils nur noch in alten Fotografien und einer eindrucksvollen 3D-Rekonstruktion erhalten.

    Wiederaufbau nach dem Krieg

    Im Nationalsozialismus wurde die St. Johannisgemeinde im Kirchenkampf von den „Deutschen Christen“ vereinnahmt. Nach einem Luftangriff 1942 brannte die Kirche aus. Erhalten blieben die Wände aus dem 10. Jahrhundert. Ein aufwändiger Umbau im schlichten, historisierenden Stil durch den Architekten Karl Gruber rettete St. Johannis vor dem Abbruch. 1956 wurde die Kirche wieder eingeweiht und ist seitdem Heimat einer lebendigen evangelischen Innenstadtgemeinde und der Johanniskantorei. 

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    • Um 200 Gallo-römisches Heiligtum mit Jupiter-Giganten-Säule
    • 5./ 6. Jahrhundert Hallenkirche und separate Taufkirche (Bischof Sidonius; erster bekannter Taufort in Mainz)
    • 8. bis 11. Jahrhundert Bischofskirche des Missionars Bonifatius († 754), des Universalgelehrten Hrabanus Maurus († 856) und des Primas von Germanien Willigis († 1011)
    • 9. bis 13. Jahrhundert Karolingisch-ottonische Basilika mit Westkrypta (im Wesentlichen bis heute im aufgehenden Mauerwerk erlebbar. Älteste Krypta in Mainz)
    • 1002 und 1024 Königskrönungen Heinrichs II. und Konrads II.
    • 1021 Grabkirche von Erzbischof Erkanbald
    • 1036–1792  Als „Alter Dom“ Teil der Kathedralgruppe; Paradiesgang zum neuen Dom St. Martin; Stiftskirche mit gotischem Chor
    • 1792–1828 Profanierung; militärische Nutzung zunächst durch Frankreich, dann durch den Deutschen Bund
    • 1828 Erwerb durch die 1802 gegründete Evang. Gemeinde Mainz
    • 1906 Umbau zur Jugendstilkirche durch Friedrich Pützer
    • 1942 Die Kirche brennt nach einem Bombenangriff aus
    • 1949–1956 Wiederaufbau durch Karl Gruber
    • 2013 Beginn der statischen Sicherung und Bauforschung
    • 2019 Identifizierung Grab des Erkanbald: Es ist der Alte Dom von Mainz!
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